Fotostrecken in Modemagazinen, Outfits von Serienstars, Self-Post´s von It-Girl´s und auch das gute alte Modeplakat, das alles sind für dich inszenierte Modebotschaften.
Um Modebotschaften interessant und wirksam zu vermitteln braucht es den „Schönen Schein“, viel Illusion und wenig Realität. Der „Schöne Schein“ wird von Profis arrangiert. Sei also auf der Suche nach modischer Inspiration auf einen Mix aus Faszination und Irritation, einem Top-Styling und makellosen Körpern gefasst.
Dieser Mix ist die Modebotschaft, eine an dich adressierte Sendung. Da du sie nicht bestellt hast, nimmst du davon nur, was dir gefällt und nutzt. Damit dir dabei Passendes und Unpassendes nicht durcheinander geraten, unterscheidest du zwei Komponenten.
Stilbotschaft+Figurbotschaft =Modebotschaft
Die Stilbotschaft nutzt dir und allen anderen auch. Die Figurbotschaft gefällt dir vielleicht, aber sie nutzt in erster Linie denjenigen, mit derselben Figur.
Festgelegt auf den einen Körper, die eine Körperlänge und die eine Konfektionsgröße ist die Figurbotschaft für dich nur relevant, wenn du einen vergleichbaren Körperbau hast. Wenn nicht, ignorierst du sie bitte.
Die Figurbotschaft vertritt einen aktuell für perfekt erklärten Körper. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er Durchschnittsmaße bzw. Figurtyp 1 oder Figurtyp 2 hat.
Es sei denn, Durchschnittsmaße, Figurtyp 1 oder Figurtyp 2 werden aktuell für perfekt erklärt und medial gehypt. Kein Scherz, denkbar wäre es, denn Figurbotschaften wandeln sich, poppen auf und verschwinden wieder.
Das heißt, bestimmt war auch deine Figur einmal der für perfekt erklärte Körper. (Die Suche nach dieser Zeit würde dir interessante Kleidungsideen offenbaren, aber das ist ein anderes Kapitel.)
Die Stilbotschaft ist im Gegensatz zur Figurbotschaft eine allgemein nützliche Inspirationsquelle. Aber, du ahnst es schon, inclusive der virtuosen Inszenierung, enthält auch die Stilbotschaft für dich Passendes und Unpassendes gleichzeitig.
Was hast du also vom „Schönen Schein“? Kann eine Modebotschaft in der Realität bestehen? Wenn du die Outfits trägst? Obwohl du die Figurbotschaft ignorieren musst und auch von der Stilbotschaft nicht alles umsetzen kannst?
Modebotschaft aus dem Schaufenster
Die Modebotschaft dieses hübschen Teils im „Spacelab“ könnte lauten: Willensstarke, intelligente aber betont weibliche Person agiert in futuristisch, gefährlichem Terrain.
Reduziert auf das „Passende“ der Stilbotschaft, geht es um ein wirklich schmuckes Blumenwiese-Muster in leuchtenden Farben auf fließendem Stoff im irritierenden Ambiente.
Das experimentell gestylte Umfeld könntest du zum Beispiel auf Schuhe beziehen. Originelle Cowboystiefel, Moonboots oder funktionale Sneaker. Schuhe die eben nicht schick und adrett zum Blümchenkleid passen, wären dem spacigen Setting adäquat.
Das „Unpassende“ findet sich meistens unter den Schnittdetails der Stilbotschaft. Schnittdetails nehmen Einfluss auf deine Proportionen, können also vorteilhaft oder unvorteilhaft sein. Ob die bauschigen Ärmel, der sehr halsnahe Ausschnitt mit dem langen Schlitz und die betont schmale Taille zu dir passen müsstest du abwägen.
Denk´ dich dazu mit deinem Oberkörper, deinem Hals und deiner Taille in das Kleid. Sei dabei ehrlich. Fühlt sich der Gedanke richtig an, bleibt der Charakter des Kleides an deiner Figur erhalten?
Wenn ja, Modebotschaft angenommen, du nimmst das Kleid, gehst Moonboots shoppen und wirst es nicht bereuen.
Wenn nicht, Modebotschaft durchschaut und abgelehnt, Fehlkauf vermieden, Geld gespart. Und an der nächsten Ecke wartet vielleicht ein echtes Lieblingsteil.
Modebotschaft vom Schnittmusterbogen
Bei dieser Modebotschaft geht es um die detailgetreue Darstellung des Kleidungsstücks. Das Setting ist zweitrangig, Ablenkung vom Modell ist nicht im Sinne der Modebotschaft.
Die Stilbotschaft vermittelt dir, um was für einen Schnitt es sich handelt, was zu nähen ist. Möglichst alle Einzelheiten sollten an dem Modell erkennbar sein.
Damit Schnitte gut aussehen, werden sie auf „Modefigurinen“ gezeigt. Die Figurbotschaft steht dabei für optimale Präsentation des zu schneidernden Modells.
Das heißt, wie gehabt, bitte alle Einzelheiten des Modells auf dich projezieren.
Die Stilbotschaft von Zeichnung 2 kommt hier als erste unter die Lupe. Lässig und cool erinnert die Kombination an Herrengarderobe und H-Silhouette.
Welche Einzelheiten sind erkennbar. Die gerade, lange Weste endet fast auf Schritthöhe, sie wirkt schmal und langgezogen. Alle Knöpfe sitzen unterhalb der Taille und sind Blickfang. Die horizontalen Tascheneingriffe betonten die Hüfte. Der schmale Schalkragen zieht sich bis zur Taille.
Projezieren wir diese Details zum Beispiel auf eine Figur mit breiter Hüfte. Was vom lässig, coolen Charme der Kombi wäre kompatibel?
Das Zitronengelb und der lässig swingende Rock wären kompatibel. Aber nicht die Weste, sie müsste komplett anders geschnitten sein, um ein vergleichbar cooles Outfit abzugeben. Fazit: Wenn du keinen relativ geraden Körperbau hast, bleibt das Schnittmuster besser im Regal.
Wie sieht es mit der Stilbotschaft auf Zeichnung 1 aus? Konservative Raffinesse mit einem Schuss Barby. Der Prinzesslinien-Schnitt ist mit speziellen vintage Details aufgepeppt.
Projeziert auf dich dürften Wiener Naht, ausgestellter Rock und Knielänge keine Probleme bereiten. Das sind Schnittdetails, die bei jeder Figur passen.
Aber die speziellen Ärmel und die Schlitze in der Raglannaht, die das leicht schräge, konservative ausmachen, müssen dir gefallen.
Das für die meisten „Unpassende“ sind hier nicht die Details, sondern der Gesamteindruck. Der spezielle, barbyartige Stil. Für den braucht es um einiges mehr Modemut als für den zeitgemäßen, lässig, coolen Stil von Zeichnung 2.
Die markante Stilbotschaft von Zeichnung 1 produziert ein spontanes „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“. Weil das Kleid als solches zu jeder Figur passt, kann der Schnitt eigentlich nicht in falsche Hände geraten.
Fazit: Wenn dir das Schnittmuster gefällt, kaufst du es und wirst es nicht bereuen.
Idealfigurine, Modefigurine und Musterfigurine
Ein Körper der nicht nur aufpoppt und wieder verschwindet ist der vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci. Er ist im klassischen Sinne „schön“, seine Proportionen gründen auf der Achterteilung und Proportionsmessungen der griechischen Antike.
In der Grafik habe ich die Achterteilung auf die Proportionen der Idealfigurine übertragen. Auf Basis der „Achterteilung“ entsteht nicht nur ein idealer Körper, sondern es ergeben sich bis heute Regeln für vorteilhafte, harmonische Outfitkombinationen.
Die Modefigurine auf der Grafik hat extreme Proportionen. Sehr lange Beine und einen verhältnismäßig kurzen Oberkörper. Insgesamt einen sehr schmalen, langgestreckten Körperbau. Das wirkt künstlich, aber Kleidung sieht an diesen Proportionen immer optimal aus.
Modefigurinen sind diejenigen Körper, die aufpoppen und auch wieder verschwinden. Ihre Proportionen und ihr Habitus richtet sich nach dem Zeitgeschmack. Sportlich, fraulich, groß, zierlich, alles ist möglich, alles zu seiner Zeit.
Die Musterfigurine, (konstruiert nach Körpermaßen realer Frauen) kommt deinen Proportionen am nächsten und vertritt deshalb bei Passt prima! den harmonisch proportionierten Körper.
Da dein individueller Körper aber auch von den Maßen der Musterfigurine abweichen kann, habe ich drei verschiedene Figurtypen definiert.
In Passt prima! zeige ich dir deine Kleidersilhouetten und den Proportionsausgleich auf deinem Figurtyp. Dort ist sowohl die Figur- als auch die Stilbotschaft so direkt wie möglich an dich adressiert.